In Stuttgart bin ich geboren und aufgewachsen. Hier habe ich die Schule besucht, Klavier und Handball gespielt, mit 13 meinen ersten VfB-Schal gestrickt und mit 18 zum ersten Mal für Frieden und Abrüstung demonstriert: 1983 als eine von mehr als 300.000 Menschen, die damals zwischen Stuttgart und Ulm die Menschenkette geschlossen haben...
- Hier habe ich als Schülerin zum ersten Mal eine Opernvorstellung besucht und Marcia Haydée als Primaballerina erlebt.
- Hier habe ich meine Lehre als Einzelhandelskauffrau gemacht und an der Uni studiert.
- Hier war ich mit großer Leidenschaft Redakteurin der Stuttgarter Zeitung, Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg und erste Rektorin in der Geschichte der Kunstakademie.
- Hier habe ich seit meinem 18. Lebensjahr grün gewählt.
- Von hier aus bin ich zu den wichtigen Reisen aufgebrochen, die mein Leben verändert haben: Florenz, Paris und London; Kanton, Tokyo und New York; Teheran, Mumbai und Namibia.
- Von hier aus bin ich zu all den Wanderungen gestartet, die ich so liebe – auf Berge, durch Moore, in Wälder, entlang von Küsten.
- Von hier aus habe ich als in den vergangenen fast fünf Jahren als Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ins Land hinein gearbeitet.
- Und für Stuttgart möchte ich jetzt als Abgeordnete in den Landtag ziehen.
Ausführlicher könnte man es so erzählen:
Foto: privatGeboren bin ich im Sommer 1965 mitten in Stuttgart – zunächst mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Meine Eltern sind eigentlich eher zufällig hier gelandet: mein Vater kommt aus Graz, meine Mutter aus Dortmund. Und gelebt haben wir in den ersten Jahren in Kaltental, später am Fuße des Killesbergs. Wenn wir zu den Großeltern nach Österreich fuhren, war das eine aufwendige Reise. Es war nicht nur weit. Die Grenze zwischen den Ländern war auch ein deutliches Hindernis. In RAF-Zeiten wurden wir mit den unterschiedlichen Pässen immer besonders streng kontrolliert – vielleicht ist das auch ein Grund, warum mir Europa mit seinen offenen Grenzen und einem länderübergreifenden Politikverständnis so wichtig ist.
Foto: privatZwei Erfahrungen haben mich vor allem politisch geprägt: Die Biografien meiner sehr unterschiedlichen Großeltern einerseits – der Vater meiner Mutter hat als Grubenarbeiter von früher Jugend an unter Tage gearbeitet und konnte nur dank eines starken Sozialsystems wenigstens die späten Lebensjahre genießen; meine Großmutter väterlicherseits war Halbjüdin und hat die Nazizeit nur mit privater Unterstützung gut überstanden. Vielleicht auch aufgrund ihrer Lebensgeschichten sind Solidarität, Toleranz und soziale Gerechtigkeit für mich von großer Wichtigkeit.
Dazuhin war es vor allem die Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre und die Antiatomkraftbewegung, die mich politisch mobilisiert haben.
Seit ich politisch denke, war klar: ich bin eine Grüne.
Nicht zuletzt war und ist es das Erleben von Kunst, das mein Leben begleitet und bestimmt. Beim Hören eines Konzerts, beim Lesen eines Buchs, beim Betrachten eines Bilds, beim Erkennen von Zusammenhängen auf einer Theaterbühne, beim In-Bewegung-Geraten durch Tanz erfahre ich die innere Freiheit und Offenheit, die emotionale Gebundenheit und innere Verankerung, die mir wichtig ist und Kraft gibt.
Lehre als Einzelhandelskauffrau im Kunsthandel
Nach dem Abitur habe ich mich zunächst für eine Lehre als Einzelhandelskauffrau im Kunsthandel entschieden – was ein Glück war. Von den Begegnungen im Kunsthaus Schaller in der Marienstraße und in der Berufsschule in der Zellerstraße profitiere ich heute noch. Es hat sich in meinem weiteren Berufsleben immer wieder als Vorteil herausgestellt, dass ich eine Bilanz lesen kann. Meine Freude an der direkten Begegnung mit Menschen und ein gewisser Pragmatismus – sie stammen aus dieser Zeit.
Studium der Kunstgeschichte und Germanistik
Das Studium der Kunstgeschichte und Germanistik habe ich danach als Zeit des Luxus empfunden. Ein Geschenk: in Freiheit zu lernen mit Menschen, die sich für das gleiche interessieren. Ein Privileg, um das sich aber auch zu kämpfen lohnte. Und so war ich aktiv in der Fachschaft und bei den Studierendendemos der 1990er Jahre, in denen es vor allem um Mitbestimmung in den Gremien ging.
Und ich bekam die große Chance, dass ich mein Studium über die Arbeit im Kunsthandel, aber auch als freie Mitarbeiterin vieler Zeitungen der Stadt verdienen konnte. Ich habe im HAP-Grieshaber-Nachlass von Margot Fürst gearbeitet (die vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin im linken jüdischen Widerstand aktiv war und die tatsächlich erlebt hat, was uns heute in Filmen wie „Babylon Berlin“ als Fiktion erscheint) und im Verlag von Gerd Hatje in Bad Cannstatt. In den Räumen in der Wildunger Straße entstanden damals Bücher, die in der ganzen Kunstwelt bekannt waren. In der Stuttgarter Modeschule unterrichtete ich Kostümkunde, und für ein paar Monate studierte ich in Wien und konnte dort nebenbei für den „Falter“ schreiben.
Mit dem damals noch üblichen Magister Artium schloss ich das Studium ab, bekam zunächst eine Volontariats- dann eine Redakteursstelle bei der Stuttgarter Zeitung. Dass ich zuerst im Sportressort, dann in der Innenpolitik arbeiten konnte, bevor ich in den Kulturteil wechselte, war ein weiteres Glück in meinem Berufsleben. Neugierig war ich immer.
Erste Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Es folgten von 2002 an acht Jahre als Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg; schon hier habe ich von der Gerokstraße im Stuttgarter Osten aus die Künstlerinnen und Künstler der verschiedenen Sparten ins Land hinein begleitet und gefördert. 2010 wurde ich als erste Rektorin der 250jährigen Geschichte an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen. Vor allem die Arbeit mit den Studentinnen und Studenten hat mein Leben ganz grundlegend bereichert.
Parallel dazu habe ich mich in vielen Vereinen und Initiativen ehrenamtlich engagiert, unter anderem war ich Sprecherin der Sachkundigen Bürger im Kulturausschuss des Gemeinderats. Immer wieder habe ich damit gehadert, ob das Politische nicht mehr Raum einnehmen sollte – und dieses Gefühl wurde stärker, je stärker die AfD und andere rechte Gruppierungen wurden und je drängender die Klimakrise.
Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Als Ministerpräsident Winfried Kretschmann mich im Frühjahr 2016 gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, als Staatssekretärin ins Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst zu wechseln, war es, als würden all diese Lebenslinien zusammenfinden.
Foto: privatUnd so war es dann auch.
Welchen Themen ich setzen konnte, findet sich an anderer Stelle auf dieser Website. Erfahren habe ich in den vergangenen knapp fünf Jahren aber auch, wie wichtig es ist, dass man nicht nur in der Landesregierung vertreten ist, sondern auch als Abgeordnete seines Wahlkreises im Landtag sitzt, in diesem Plenum eine Stimme hat, wo die politischen Weichen gestellt werden, und dort die Politik der Menschen vertritt, für die man stellvertretend gewählt wird.
Für Stuttgart, für den Osten der Stadt, für Bad Cannstatt, für die Oberen Neckarvororte und für Neugereut möchte ich in der kommenden Legislaturperiode diese Stimme im Landtag sein.
Mitgliedschaft in Gremien auf Landesebene
- Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg seit 15. April 2021
- Politische Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst seit Mai 2016
- Vorsitzende des Stiftungsrats des Zentrums für Kunst und Medien (ZKM), Karlsruhe (Vorsitz im Wechsel mit der Stadt Karlsruhe).
- Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung Landesbank Baden-Württemberg
- Mitglied des Kuratoriums der Kunstsammlung der LBBW
- Mitglied des Vorstands des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma Stuttgart-Bad Cannstatt e.V.
- Vorsitzende des Aufsichtsrats der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Vorsitz im Wechsel)
- Vorsitzende des Aufsichtsrats der Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
- Vorsitzende des Aufsichtsrats der Popakademie Baden-Württemberg GmbH
- Vorsitzende des Aufsichtsrats der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg GmbH
- Vorsitzende des Aufsichtsrats der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH
- Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung TECHNOSEUM Mannheim, Stiftung öR
- Stellv. Vorsitzende des Aufsichtsrats der Ludwigsburger Schlossfestspiele Internationale Festspiele Baden-Württemberg gGmbH.
- Stellv. Vorsitzende des Aufsichtsrats der Staatlichen Toto-Lotto-GmbH Baden-Württemberg
Weitere Mitgliedschaften
- Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen
- Zahlreiche Vereinsmitgliedschaften im Bereich Kultur und Gesellschaft, u.a. Württembergischer Kunstverein in Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart e.V., Freunde des Forums der Kulturen Stuttgart e.V., Verein zur Förderung des Hospiz Stuttgart e.V
Coverbild Coyright: Lena Lux