In Stuttgart bin ich geboren und aufgewachsen. Hier habe ich die Schule besucht, Klavier und Handball gespielt, mit 13 meinen ersten VfB-Schal gestrickt und mit 18 zum ersten Mal für Frieden und Abrüstung demonstriert: 1983 als eine von mehr als 300.000 Menschen, die damals zwischen Stuttgart und Ulm die Menschenkette geschlossen haben...
- Hier habe ich als Schülerin zum ersten Mal eine Opernvorstellung besucht und Marcia Haydée als Primaballerina erlebt.
- Hier habe ich meine Lehre als Einzelhandelskauffrau gemacht und an der Uni studiert.
- Hier war ich mit großer Leidenschaft Redakteurin der Stuttgarter Zeitung, Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg und erste Rektorin in der Geschichte der Kunstakademie.
- Hier habe ich seit meinem 18. Lebensjahr grün gewählt.
- Von hier aus bin ich zu den wichtigen Reisen aufgebrochen, die mein Leben verändert haben: Florenz, Paris und London; Kanton, Tokyo und New York; Teheran, Mumbai und Namibia.
- Von hier aus bin ich zu all den Wanderungen gestartet, die ich so liebe – auf Berge, durch Moore, in Wälder, entlang von Küsten.
- Hier habe ich von Mai 2016 bis September 2022 als Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ins Land hineingearbeitet.
- Hier bin ich im Frühjahr 2021 für Stuttgart, Wahlkreis IV, als direktgewählte Abgeordnete in den Landtag von Baden-Württemberg eingezogen.
- Hier hat mich Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL im September 2022 zur Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst ernannt.
Ausführlicher könnte man es so erzählen:
Geboren bin ich im Sommer 1965 mitten in Stuttgart – zunächst mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Meine Eltern sind eigentlich eher zufällig hier gelandet: mein Vater kommt aus Graz, meine Mutter aus Dortmund. Und gelebt haben wir in den ersten Jahren in Kaltental, später am Fuße des Killesbergs. Wenn wir zu den Großeltern nach Österreich fuhren, war das eine aufwendige Reise. Es war nicht nur weit. Die Grenze zwischen den Ländern war auch ein deutliches Hindernis. In RAF-Zeiten wurden wir mit den unterschiedlichen Pässen immer besonders streng kontrolliert – vielleicht ist das auch ein Grund, warum mir Europa mit seinen offenen Grenzen und einem länderübergreifenden Politikverständnis so wichtig ist.
Zwei Erfahrungen haben mich vor allem politisch geprägt: Die Biografien meiner sehr unterschiedlichen Großeltern einerseits – der Vater meiner Mutter hat als Grubenarbeiter von früher Jugend an unter Tage gearbeitet und konnte nur dank eines starken Sozialsystems wenigstens die späten Lebensjahre genießen; meine Großmutter väterlicherseits war Halbjüdin und hat die Nazizeit nur mit privater Unterstützung gut überstanden. Vielleicht auch aufgrund ihrer Lebensgeschichten sind Solidarität, Toleranz und soziale Gerechtigkeit für mich von großer Wichtigkeit.
Dazuhin war es vor allem die Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre und die Antiatomkraftbewegung, die mich politisch mobilisiert haben.
Seit ich politisch denke, war klar: ich bin eine Grüne.
Nicht zuletzt war und ist es das Erleben von Kunst, das mein Leben begleitet und bestimmt. Beim Hören eines Konzerts, beim Lesen eines Buchs, beim Betrachten eines Bilds, beim Erkennen von Zusammenhängen auf einer Theaterbühne, beim In-Bewegung-Geraten durch Tanz erfahre ich die innere Freiheit und Offenheit, die emotionale Gebundenheit und innere Verankerung, die mir wichtig ist und Kraft gibt.
Lehre als Einzelhandelskauffrau im Kunsthandel
Nach dem Abitur habe ich mich zunächst für eine Lehre als Einzelhandelskauffrau im Kunsthandel entschieden – was ein Glück war. Von den Begegnungen im Kunsthaus Schaller in der Marienstraße und in der Berufsschule in der Zellerstraße profitiere ich heute noch. Es hat sich in meinem weiteren Berufsleben immer wieder als Vorteil herausgestellt, dass ich eine Bilanz lesen kann. Meine Freude an der direkten Begegnung mit Menschen und ein gewisser Pragmatismus – sie stammen aus dieser Zeit.
Studium der Kunstgeschichte und Germanistik
Das Studium der Kunstgeschichte und Germanistik habe ich danach als Zeit des Luxus empfunden. Ein Geschenk: in Freiheit zu lernen mit Menschen, die sich für das gleiche interessieren. Ein Privileg, um das sich aber auch zu kämpfen lohnte. Und so war ich aktiv in der Fachschaft und bei den Studierendendemos der 1990er Jahre, in denen es vor allem um Mitbestimmung in den Gremien ging.
Und ich bekam die große Chance, dass ich mein Studium über die Arbeit im Kunsthandel, aber auch als freie Mitarbeiterin vieler Zeitungen der Stadt verdienen konnte. Ich habe im HAP-Grieshaber-Nachlass von Margot Fürst gearbeitet (die vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin im linken jüdischen Widerstand aktiv war und die tatsächlich erlebt hat, was uns heute in Filmen wie „Babylon Berlin“ als Fiktion erscheint) und im Verlag von Gerd Hatje in Bad Cannstatt. In den Räumen in der Wildunger Straße entstanden damals Bücher, die in der ganzen Kunstwelt bekannt waren. In der Stuttgarter Modeschule unterrichtete ich Kostümkunde, und für ein paar Monate studierte ich in Wien und konnte dort nebenbei für den „Falter“ schreiben.
Mit dem damals noch üblichen Magister Artium schloss ich das Studium ab, bekam zunächst eine Volontariats- dann eine Redakteursstelle bei der Stuttgarter Zeitung. Dass ich zuerst im Sportressort, dann in der Innenpolitik arbeiten konnte, bevor ich in den Kulturteil wechselte, war ein weiteres Glück in meinem Berufsleben. Neugierig war ich immer.
Erste Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Es folgten von 2002 an acht Jahre als Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg; schon hier habe ich von der Gerokstraße im Stuttgarter Osten aus die Künstlerinnen und Künstler der verschiedenen Sparten ins Land hinein begleitet und gefördert. 2010 wurde ich als erste Rektorin der 250jährigen Geschichte an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen. Vor allem die Arbeit mit den Studentinnen und Studenten hat mein Leben ganz grundlegend bereichert.
Parallel dazu habe ich mich in vielen Vereinen und Initiativen ehrenamtlich engagiert, unter anderem war ich Sprecherin der Sachkundigen Bürger im Kulturausschuss des Gemeinderats. Immer wieder habe ich damit gehadert, ob das Politische nicht mehr Raum einnehmen sollte – und dieses Gefühl wurde stärker, je stärker die AfD und andere rechte Gruppierungen wurden und je drängender die Klimakrise.
Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Als Ministerpräsident Winfried Kretschmann mich im Frühjahr 2016 gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, als Staatssekretärin ins Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst zu wechseln, war es, als würden all diese Lebenslinien zusammenfinden.
Und so war es dann auch.
Erfahren habe ich in dieser Zeit aber auch, wie wichtig es ist, dass man nicht nur in der Landesregierung vertreten ist, sondern auch als Abgeordnete seines Wahlkreises im Landtag sitzt, in diesem Plenum eine Stimme hat, wo die politischen Weichen gestellt werden, und dort die Politik der Menschen vertritt, für die man stellvertretend gewählt wird.
Seit der Landtagswahl 2021 bin ich direkt gewählte Abgeordnete für den Wahlkreis Stuttgart IV. Ich danke den Wählerinnen und Wähler im Stuttgarter Osten, in Bad Cannstatt, in den oberen Neckarvororten und in Neugereut für ihre Stimme und vor allem ihr Vertrauen. Ich gehöre nun zu einer starken grünen Landtagsfraktion und nehme die Verantwortung gerne an. Das grandiose Ergebnis sehe ich auf Aufforderung an, grüne, nachhaltige Politik aus Stuttgart für Baden-Württemberg umzusetzen - für Klimaschutz, Innovation, Zusammenhalt und ein weltoffenes, solidarisches Baden-Württemberg.
Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Im Herbst 2022 wurde ich von Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL vor dem Landtag von Baden-Württemberg zur neuen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst berufen, vom Landtag bestätigt und von Landtagspräsidentin Muhterem Aras MdL vereidigt.
Für mich ist es große Verantwortung und Ehre, an dieser zentralen Stelle wichtige politische Weichenstellungen für die kommenden Jahre setzen zu dürfen und meine vielfältigen beruflichen Erfahrungen für Wissenschaft, Forschung und Kunst einbringen zu können.
Denn aktuell kommt es auf die Wissenschaft ganz besonders an: Wissenschaft und Forschung sind die Schlüssel, um Veränderungen verstehen und gestalten zu können, um die Transformation in allen Bereichen unseres Lebens nicht als Bedrohung zu sehen, sondern gemeinsam erfolgreich zu meistern – sei es beim Klimaschutz, bei der nachhaltigen Mobilität, im Gesundheitsbereich, bei der Digitalisierung, in Bereich gesellschaftlicher Innovation oder bei der Bildung.
Die Freiheit der Wissenschaft ist Auftrag und Verpflichtung gleichermaßen. Denn nur eine starke Wissenschaft kann Rückhalt und Impulsgeber in der Demokratie sein. Gleiches gilt für Kunst und Kultur. Nicht zuletzt sind unsere Universitäten und Hochschulen Bildungsorte für etwa 360.000 Studierende.
Weiterhin werde ich gemeinsam mit dem großartigen Team im Ministerium mit aller Kraft daran arbeiten, Wissenschaft, Forschung und Kunst voranzubringen, denn in unseren Hochschulen, Forschungsinstituten und Kultureinrichtungen, in unseren Laboren, Ateliers und Studios wird die Basis dafür gelegt, zu verstehen, woher wir kommen, wo wir heute stehen, wohin wir gehen wollen und daran zu arbeiten, wie neuen Ideen und wichtige Impulse für die Zukunft in die Welt kommen.
Mitgliedschaft in Gremien
- Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg seit 15. April 2021
- Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst seit September 2022
- Vorsitzende der Stiftungsverwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung
- Mitglid der Baden-Württemberg Stiftung (BW-Stiftung)
- Mitglied im Wissenschaftsrat
- Aufsichtsratsvorsitzende BW_i
- Mitglied der Kultusministerkonferenz (KMK)
- Mitglied der Amtschefkommission "Qualitätssicherung der Hochschulen" der KMK
- Mitglied der Kultur-Ministerkonferenz (Kultur-MK)
- ständiger Gast vom Senat der Max-Planck-Gesellschaft
- stv. Vorsitz vom Aufsichtsrat Landesagentur e-mobil BW
- Aufsichtsrats(co-)vorsitzende Duale Hochschule Baden-Württemberg
- Vorsitzende vom Verwaltungsrat Badisches Staatstheater
- Verwaltungsrat vom Württembergische Staatstheater (Vorsitz im jährlichen Wechsel mit der Stadt Stuttgart)
- Vorsitzende des Verwaltungsrats des Landestheaters Württemberg-Hohenzollern
- Vorsitzende von der Stiftung Kulturpreis BW
- Mitglied im Stiftungsrat der Museumsstiftung
- Mitglied im Kuratorium von PODIUM Esslingen
- Mitglied vom Stiftungsrat von der Kulturstiftung der Länder
- Mitglied vom Stiftungsrat von der Stiftung Kulturgut
- Kuratorium der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung
- Mitglied des Vorstands des Vereins der Freunde und Förderer der Wilhelma Stuttgart-Bad Cannstatt e.V.
Weitere Mitgliedschaften
- Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Stuttgart (Weitere Infos zum KV Stuttgart unter https://gruene-stuttgart.de/ )
- Zahlreiche Vereinsmitgliedschaften im Bereich Kultur und Gesellschaft, u.a. Württembergischer Kunstverein in Stuttgart, Künstlerhaus Stuttgart e.V., Freunde des Forums der Kulturen Stuttgart e.V., Verein zur Förderung des Hospiz Stuttgart e.V
Coverbild Coyright: Lena Lux