Am Samstag, den 25. September feierte das Freie Radio für Stuttgart sein 25-jähriges Jubiläum bei einem Sommerfest in Stuttgart-Ost. Mein Grußwort könnt ihr hier nachlesen:
Liebe Freundinnen und Freunde des Freien Radios für Stuttgart, liebe Vorstandsmitglieder,
herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrem Sommerfest. Ich freue mich sehr, heute hier sein zu können, und möchte meinen Glückwunsch zum runden Geburtstag an den Anfang stellen: Gratulation zu 25 erfolgreichen Jahre, vielen Dank für Ihr Engagement und natürlich alles Gute für die Zukunft.
Mit meiner Mitarbeiterin Alexandra Meyer habe ich in der Vorbereitung für heute über einen Song der HipHop-Band Fettes Brot gesprochen, den ich hier zitieren möchte. Der Titel des Songs ist ‚Jein‘. Der Bezug zu heute findet sich in den ersten Zeilen des Texts: „Es ist 1996“ heißt es da. Vielleicht haben manche von Ihnen die markante Textzeile im Kopf: „Soll ich es wirklich machen, oder lass ich es lieber sein?" Zwar geht es in dem Song eher um Liebesbelange, aber das Bild ist doch schön: Denn 1996 ist das Jahr, in dem Sie sich ein Herz gefasst haben und das Freie Radio für Stuttgart gegründet haben. Trotz aller Schwierigkeiten am Anfang waren Sie entschlossen: „Wir machen das“.
Wenn man sich die Jahreszahl 1996 anschaut, wird auch deutlich, was sich in den letzten 25 Jahren in der Gesellschaft alles verändert hat und was das für das Freie Radio für Stuttgart bedeutet hat: 1996 ist auch das Jahr in dem Nokia das erste Smartphone auf den Markt gebracht hat. Das Internet hat eine ganz andere Bedeutung bekommen, insbesondere für die Medienwelt. Diesen Wandel als Radio zu begleiten ist voller Schwierigkeiten und Chancen, die Sie alle kennen.
Als Kulturpolitikerin möchte ich paar Stichworte, die für mich wichtig sind, noch weiter ausführen: „Freies Radio zu machen“ bedeutet auch, Kulturschaffenden eine Chance zu geben und zum Beispiel Musik zu spielen, die nicht dem Mainstream gehorcht. So ist es möglich, mit Herzblut und Kenntnis eine Vielfalt in die Öffentlichkeit zu bringen. Sie geben dadurch Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne - on Air oder in Ihrem Veranstaltungsformat.
Ein weiteres Kennzeichen des Freien Radios für Stuttgart ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen der Gesellschaft, die mit anderen kulturellen Hintergründen zu uns kommen und hier leben. Alle Menschen zusammenzubringen und in einen Austausch mit ihnen zu kommen - mit und durch sie Programm zu machen, ist ein wesentlicher Teil Ihrer Arbeit. Auch wenn wir weltweit inzwischen vernetzt sind, ist das ein zentraler Aspekt Ihres Engagements und enorm wichtig. Vielfalt und Offenheit für die Gesellschaft kommen hier zum Ausdruck. Gruppen und Menschen, die Sie erreichen finden hier eine Heimat.
Insofern kann man sagen, dass das Freie Radio für Stuttgart auf ganz vielen Ebenen ein Chancengeber gewesen war und immer noch ist - Perspektiven mitgeprägt und verändert hat. Ich war vor kurzem hier zu Besuch und wir haben uns über die Veränderungen im Laufe der Zeit unterhalten.
Von großer Bedeutung ist das Format, mit dem sie sich gemeinsam darüber verständigen, was hier im Programm läuft: Gemeinsam die Schwerpunkte aushandeln und auch mal einen Programmpunkt stehen zu lassen, auch wenn man ihn vielleicht nicht ganz nachvollziehen kann. Dadurch ist es möglich immer wieder neues kennenzulernen. Sie schaffen eine Insel des Ausdebattierens, die wir auch dringend in der Gesellschaft brauchen. Das regelmäßige Zusammenkommen im Radiorat scheint ein sehr wichtiger Grant zu sein, der auch das Qualitätslevel setzt. Wir kennen alle das Ringen um Authentizität, um Wahrhaftigkeit, um die Frage, welche Nachricht die Richtige ist, welche Nachricht die Falsche, welche Zusammenhänge wir senden– das sind alles Themen, mit denen Sie sich intensiv beschäftigen und aus dieser kritischen Haltung heraus machen Sie Ihre Arbeit. Für all das danke ich Ihnen.
Wir sagen allzu leicht, dass Dinge nach 25 Jahren immer noch wichtig sind und gerade bei Jubiläen fällt es Politikerinnen und Politikern, leicht zu sagen, „es ist immer noch wichtig und machen sie weiter“. Aber ich möchte unterstreichen, dass die Arbeit, die Sie auch über die Zeit immer weiterentwickelt haben, eine wichtige Stimme in dieser Stadt, im Land und für die Landesregierung, die ich mitvertrete, ist.
Es ist von großer Bedeutung, dass Sie an Ihren internen Debatten auch die Gesellschaft teilhaben lassen. Sie bereiten allen Künstlerinnen und Künstlern, aber auch allen Menschen unserer Gesellschaft, den unterschiedlichen Gruppen eine Bühne - Dafür herzlichen Dank und alles Gute.