Wie schnell unsere Welt sich verändert, das haben wir in den vergangenen Monaten besonders deutlich gesehen. Dass viele Prozesse von uns aktiv mitgestaltet werden können, hat sich dabei auch gezeigt. Wir sind in der Lage, uns als Gesellschaft im positiven Sinn umzustellen, neue Erfahrungen umzusetzen und rasch dazu zu lernen. Bildung – gerecht, ganzheitlich, inklusiv und lebenslang verstanden – spielt dabei eine entscheidende Rolle. Denn auch die Art, wie wir lehren und lernen, wird von diesen Veränderungen beeinflusst.
Bildung betrifft jeden einzelnen von uns von früher Kindheit an bis ins hohe Alter. Wir haben nie ausgelernt, und die Geschwindigkeit, in der neue Technologien unser Leben und Arbeiten prägen, erfordert von uns auch, dass wir Lehren und Lernen als lebenslange Aufgabe verstehen, die Angebote insgesamt in den Blick nehmen und aufeinander abstimmen: von Kita und Kindergarten über Schule, berufliche Bildung, Hochschule, Weiterbildung, außerschulische Angebote.
Wir müssen Bildung vom einzelnen Menschen aus denken.
Lernen ist ein individueller Vorgang und wird von vielen Faktoren bestimmt. Jede und jeder lernt anders. Individuelle Bildungswege und Chancengerechtigkeit müssen unabhängig von der Herkunft für jeden Menschen möglich sein. Wir brauchen ein Bildungssystem, das ermöglicht, ermutigt und fördert und dabei selbst beweglich ist.
Kaum ein anderes Feld in der Landespolitik ist so umfassend und betrifft so viele Menschen ganz grundsätzlich – über Ministeriumsgrenzen hinweg. Diese Vielfalt und Veränderungsnotwendigkeit muss sich in den Angeboten und ihrer Qualität widerspiegeln. Es gibt nicht das eine richtige Modell, das für alle gilt.
Dabei werden die Grundlagen früh gelegt: Der weitere Ausbau von Kinderbetreuung und Sprachbildung in Krippe und Kindergärten ist daher ebenso entscheidend wie die Einführung von multiprofessionellen Teams an den Grundschulen. Im schulischen Bereich hat sich beispielsweise die Einführung der Gemeinschaftsschule mit ihrem individuellen Förderansatz als neues Modell und die Verankerung der Ganztagesgrundschule bewährt. Beides muss weiter gestärkt und ausgebaut werden.
Dabei ist die digitale Transformation eine der größten Aufgaben.
Es geht dabei zunächst einmal um schnelles Internet und Tablets für alle als notwendige Grundlage. Wir müssen eine leistungsfähige Infrastruktur an den Schulen aufbauen; alle Schülerinnen und alle Lehrerinnen brauchen eine Ausstattung mit digitalen Endgeräten. Es geht darüber hinaus aber auch um neue pädagogische Modelle, um lernen mit und über digitale Medien, um Medienkompetenz, also darum, Kinder und Jugendliche aller sozialen Gruppen zu befähigen, ihr Leben in der digitalen Welt selbstverantwortlich und selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.
Schulische und außerschulische Angebote sind hier gleichermaßen gefordert, Formate und Materialen laufend anzupassen. Wie erfolgreich wir dabei sind, wird unser Zusammenleben nachhaltig prägen.
Aber Bildung hört nicht mit dem Haupt-, Realschulabschluss oder dem Abitur auf. Sicher ist, dass die berufliche Bildung und die Weiterbildung in Zukunft noch wichtiger werden. Auch hier werden die digitalen Medien weiter neue Möglichkeiten eröffnen. Gleiches gilt für das Studium an unseren Hochschulen.
Daher müssen wir gemeinsam das Verständnis eines neuen Bildungsbegriffs entwickeln. Hier gehören zum Beispiel auch Bibliotheken und Stadtteilbibliotheken als „dritte Räume“ dazu. Das sind Orte die Lernen erlebbar machen und Möglichkeiten zur Begegnung schaffen um voneinander lernen zu können.